2022_Bericht

Bild 4_Arbeit im Keller
Das vierte Bild stellt als einziges eine Szene im Innenraum dar. Die Recherche zu den Arbeiten im Keller wurde dadurch zu einer Herausforderung. Das geeignete Bildmaterial zu finden, erforderte die Kenntnis der verschiedenen Kellerräumlichkeiten im Dorf. Damit in Verbindung stellte sich die Frage, ob diese für eine Umsetzung als Wandbild geeignet sind.
Zum Glück kannte Annelise Zwez die diversen Keller recht gut. Sie wusste damit, was möglich war und wo es sicherlich nicht gehen würde. Der Anspruch war, dass es eine Verbindung zwischen alt und neu geben sollte. Da sollten alte Holzfässer stehen, aber auch Tanks aus Chromstahl. Aber dann doch nicht zu viel davon. Das Ambiente hatte ansprechend zu sein, nicht zu düster, aber auch nicht gar zu technisch und nicht alles in einem engen Raum aufgereiht. Die Szenerie sollte zudem die Arbeiten im Keller zeigen.
Glücklicherweise bot sich der Keller von Ursi Angelrath bestens an. Diesen hatte sie noch nicht lange an zwei junge Winzer, Manuel Schneiter und Roman Thürig, übergeben, arbeitet aber immer noch im Betriebunterstützend mit. Schon fast ein Idealfall! So wurde damit, zumindest für Insider, die Ablösung an eineneue Generation dokumentiert! Dass ich mich als Kunstschaffende oft als Hofnärrin bezeichne und das Weingut „Domaine Bonnet du Fou“ heisst, ist für mich ein lustiger Zufall!
Während der Recherche für die 4 Wandmalereien wurde uns plötzlich bewusst, dass das Weinjahrkeinesfalls mit der Arbeit im Keller sein Ende findet. Das Abfüllen des Weins gehört hier klar dazu. Da diese Arbeit später im Jahr stattfindet, war es aber nicht möglich, beide Tätigkeitsfelder in einem Bild dar zu stellen. Also machten wir uns auf die Suche nach einem Betrieb, welcher noch nicht auf eine grosse, sehr industriell wirkende Anlage umgestellt hatte. Nach längerer Suche wurden wir dann fündig! Ich durfte dabei sein, als der Wein im Hause Perrot abgefüllt wurde. Eine kleine, moderne Maschine, sauber glänzend, ein eingespieltes Team. Das Bild, welches ich darauf dem Redwy Team vorschlug, gefiel nach einiger Diskussion und Anpassungen im Format allen. So wurde aus dem einen Bild eine Bildfolge, welche spielend auf der Wand von Stephan Ruff Platz gehabt hätte. Hätte? Leider lehnte die Baukommission eine Aufteilung des 4. Bildes kategorisch ab, obwohl wir (azw und ddm) uns die Zeit nahmen, um dem Gremium unsere Überlegungen darzulegen. So war also diese ganze doch recht aufwändige zusätzliche Arbeit umsonst gewesen. Ärgerlich, da die Argumente dagegen nur dahingehend gingen, dass man zu Beginn 4 Bilder und nicht 5 akzeptiert habe und es doch den einen oder anderen im Dorf gäbe, welcher die grossen Malereien als unnötig bezeichne.
Hier das nicht realisierte Bild, welches in einem Abstand rechts von der grösseren Arbeit im Keller gemaltworden wäre. Daneben die so nicht realisierte Wand mit beiden Bildern..


Und dann begann der Sommer! Heiss, heisser und dann noch heisser. Und trocken! Ab Mitte Juli wollte ich mit der Arbeit an der Fassade beginnen, nachdem der Maler diese gesäubert und dann in einer passenden Farbe gemalt hatte. Nicht mehr kalt grau, sondern in einem wärmeren Ton, passend zum Holz oben.

Der Abend der Projektion war angenehm warm. Erst galt es, das Lichtbild so einzumitten, dass es der Grösse entsprach und auch nicht verzogen war. Das war gar nicht so einfach. Aber auch diesmal klappte es schlussendlich. Hier sei vor allem auch Ruedi Wild gedankt, welcher mit viel Geduld zur Lösung der Probleme verhalf.

Die Zeichnung machte, erst im Beisein von Annelise Zwez und Ruedi Wild, später dann nur noch von Ruedi, gute Fortschritte. Die Böckli mit den darauf liegenden Holzbrettern waren mir aber dann doch etwas zu instabil. Ich konnte dies beim Zeichnen aber gut umschiffen. Jedoch wurde mir in dieser Nacht bewusst, dass ich auf instabilem Grund nicht arbeiten konnte. Ich wollte mich auf das Bild konzentrieren können und dabei nicht immer gleichzeitig das Gleichgewicht wahren müssen. Als ich dann gegen 2 Uhr wieder daheim war, war ich doch froh, dass alles soweit ich es in der Nacht kontrollieren konnte, gut gezeichnet war.

Maler Stalder brachte noch in derselben Woche ein verschiebbares sichereres Gerüst. Ich war doch sehr dankbar darüber!


Mit Corona kam es aber dann trotzdem nochmals anders, als ich mir dies vorgestellt hatte: Nun hatte es mich also doch noch erwischt. Deshalb wurde das Gerüst erstmal an einen Ort verschoben, wo es weniger störte, just unter meinem ersten realisierten Bild an der Fassade von Theo Tschanz. Das Virus verhielt sich aber vergleichsweise gnädig. Nach zwei Wochen konnte ich dann endlich die Arbeit aufnehmen. Zwar immer noch viel und trocken hustend, der Husten dauerte während der ganzen Zeit an, konnte ich an einem der wunderschönen Morgen dieses Sommers endlich mit der Malerei beginnen. Mit dem E-Bike fuhr ich regelmässig morgens gegen 8 Uhr los nach Twann. Eine schöne und rasante Fahrt, welche ich immer wieder genoss. Dann auf oder neben das Gerüst. Farben hervor holen, Wasser in den roten Eimer füllen, Palette vorbereiten und los!

Erst begann ich diesmal in der Mitte des Bildes. Ich wollte die Szenerie von hier aus aufrollen. Das Holzfass eignete sich gut dafür, mich mit der Fassade anzufreunden und mich auch wieder an den Umgang mit der Farbe, welche durch die schon hohen Temperaturen am Morgen und die kaum Feuchtigkeit enthaltende Luft sehr schnell trocknete, anzufreunden.

Kurz nach 13 Uhr war es aber regelmässig fertig mit malen. Die Beschattung der Fassade wich langsam aber sicher der Sonne. Das Weitermalen war einerseits wegen der direkten Sonneneinstrahlung, aber auch andererseits wegen den doch sehr hohen Temperaturen nicht mehr möglich. Also packte ich jeweils mein Material gegen 13.30 h zusammen. Glücklicherweise konnte ich bei Stephan Ruff meine Pinsel waschen und auch mein Material geschützt versorgen. Danke für das Gastrecht!
Da ich nur bis kurz nach Mittag arbeitete, wurde ich in diesem Jahr etwas weniger von Passanten gestört, welche sich für die Arbeit interessierten. Die Touristen, welche den Weg nach Twann schon vor dem Mittag gefunden hatten, blieben aber regelmässig stehen und äusserten sich durchwegs interessiert und positiv. Meine Auskunft, dass es das vierte Bild eines ganzen Zyklus‘ zum Thema Weinbau sei, animierte sie dazu, auf die Suche nach den anderen Werken zu gehen. Zurück wieder bei mir am Gerüst, erzählten sie jeweils freudig, wo sie was gefunden hatten. Es waren jeweils schöne und auch sehr spannende Begegnungen.
Als Letztes machte ich mit dem Handy immer ein Foto der fortschreitenden Arbeit. Dies wiederholte ich regelmässig bis zum letzten Pinselstrich. Damit entstand eine Art Fotostory, welche die tägliche Entwicklung des Bildes schön dokumentiert.
Hier eine Auswahl davon.












- Der erste Pinselstrich, ein Herantasten.. Fass und Harrass als erste Herausforderung…
- Palett und Kunststofffass, geometrisch… Das hintere dunkle Fass, Vortasten zur Figur 2…
- Die Holzleiter als Gesamtes und im Raum erfassen… Decke und Wände emöglichen mehr Raumgefühl…
- Figur auf Leiter und herantasten an die Stahltänke.. Der erste Stahltank glänzt… der zweite wartet…
- Stahltank 2 als Herausforderung… Der Boden zur Entspannung…
- Die Figuren gesetzt. Fertig?…. Korrekturen da und dort und dann….
… zum Schluss entschied ich mich dazu, ein kleines Surplus ins Bild zu „schmuggeln“. Dieses Mal sollte es eine weisse Maus sein. Ein augenzwinkernder Hinweis für alle, welche dem Wein gar zu oft in grösseren Mengen huldigen. Das regelmässige Konsumieren auch des besten Weins lässt irgendeinmal die weissen Mäuse tanzen.
Hier nochmals gross!

Nun freue ich mich auf die Einweihung des letzten Bildes des Zyklus. Diese findet anlässlich der Vernissage der abschliessenden Ausstellung im Engelhaus statt! An dieser Stelle danke ich allen beteiligten Redwy’aner:innen. Es sind dies Annelise, Geri, Roman, Regine und Ruedi. Sie waren immer interessiert, hilfsbereit, unterstützend, verständnisvoll. Zudem danke ich allen Nachbar:innen der einzelnen Bilder, welche mich ab und zu mit einem Kaffee mit«Surplus» verwöhnt haben! Insbesondere auch durch sie ist Twann für mich ein Stück Heimat geworden. Weiter bedanke ich mich bei allen Fassadenbesitzern, welche es ermöglicht haben, dass dieser Bildzyklus überhaupt gemalt werden konnte. Ihre Offenheit Neuem gegenüber und ihre Bereitschaft, die Bilder während 25 Jahren an den Fassaden zu belassen, ist generös. Und zum Schluss danke ich zudem der Gemeinde Twann, dass sie sich mit dem Projekt einverstanden erklärte und die Bildrechte für diese 4 Arbeiten gerne entgegen genommen hat.
Biel/Bienne 7. September 2022 Daniela de Maddalena